Alfred Trappen (1828-1908) prägte durch seine Arbeit als Konstrukteur und technischer Leiter die “Märkische Maschinenbau-Anstalt” über fast vier Jahrzehnte. Diese Firma aus Wetter an der Ruhr war aus der “Mechanischen Werkstatt” Friedrich Harkort’s am gleichen Ort hervorgegangen.

Aber lassen wir die “Märkische Maschinenbau-Anstalt” doch sich selber vorstellen. Im August 1881 inserierte sie in “Stahl und Eisen” Nr. 2 zweispaltig wie folgt:

Märkische Maschinenbau-Anstalt vormals Kamp & Cie. Wetter a.d. Ruhr, Westfalen baut als Specialität alle für das Hüttenwesen erforderlichen Maschinen und Apparate nach neuesten Erfahrungen, insbesondere zur Anfertigung und Verarbeitung von Stahl und Eisen.

Trappen war 1845 als 17jähriger zur Maschinenfabrik Kamp & Co. gekommen. Nach einer Lehrzeit von sechs (!) Jahren wurde er 1851 als Konstrukteur und technischer Leiter angestellt. Bis 1890 war er tätig, ab 1867 als technischer Direktor.

Quellenlage

Die DEMAG (Akronym für DEutsche Maschinenbau AktienGesellschaft) feierte 1919 ihr 100jähriges Firmenjubiläum. Conrad Matschoss hatte man beauftragt, die Geschichte der Fabrik zu erforschen. So entstand das Buch “Ein Jahrhundert deutscher Maschinenbau. Von der mechanischen Werkstätte bis zur deutschen Maschinenfabrik, 1819-1919”. Matschoss zeigt, wie aus den “Mechanischen Werkstätten Harkort & Co.” erst die Firma “Kamp & Co.” wurde (Kamp war der Compagnon und Geldgeber Harkort’s), später dann die “Märkische Maschinenbau-Anstalt” 1.

Matschoss hat ab 1913 sowohl von der Ehefrau des 1908 verstorbenen Trappen Unterlagen erhalten als auch von Trappen’s Sohn. Es ist zu befürchten, dass diese Unterlagen zusammen mit vielen anderen in Matschoss’s Wohnung im 2. Weltkrieg bei einem Bombentreffer verloren gegangen sind.

Rainer Stahlschmidt hat 1999 noch eine Biographie Trappens publiziert 2.

Von Trappen selber gibt es wohl nur einige Publikationen zu Maschinen, die er der Fachwelt vorstellen wollte. Mir sind einige Aufsätze in “Stahl und Eisen” bekannt (der erste gleich in der ersten Ausgabe im August 1881, der letzte in Heft 2 1906). Ferner ein Aufsatz in der VDI-Zeitung (1885, Band XXIX, S. 237). Stahlschmidt schreibt, dass Trappen schwerhörig war und aus diesem Grund nicht öffentlich tätig war.

Blechschere

Conrad Matschoss hat zwar dafür gesorgt, dass die Skizze im Jubiläumsband reproduziert wurde, schrieb aber nichts weiter dazu. Da das Original nicht mehr zur Verfügung steht, läßt sich auch aus dem Kontext keine zeitliche Zuordnung gewinnen. Wenn ich dennoch die 1850er Jahre annehme, so deswegen, weil in “Stahl und Eisen” 1889 eine große Blechschere erbaut von der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim gezeigt wird. Diese ist 1864 für Schulz, Knaudt & Co. in Essen gebaut worden. Es handelt sich um eine imposante Maschine von über 40 t Gewicht, angetrieben von einer Dampfmaschine mit 400 mm Zylinderdurchmesser und 550 mm Hub. Bleche bis 900 mm Breite konnten geschnitten werden 3. Im Vergleich dazu ist die Blechschere Trappen’s eine geradezu simple Maschine.

Trappen-Steuerung

Alfred Trappen hat eine Variante der Ventilsteuerung konstruiert, die dann unter seinem Namen bekannt wurde. Zu den technischen Details siehe 4.

Auch in England nahm man im gleichen Jahr Notiz von der Konstruktion. Engineering berichtet am 20.6.1879 über “Trappen’s Valve Gear” 5. Es heißt dort u.a.:

The Trappen gear seems to us in every respect one of the simplest and most satisfactory forms which have been given to the type to which it belongs. We do not doubt that in practical working it will prove itself an exceedingly sensitive and efficient speed regulator.

In meiner Übersetzung:

Die Trappen-Steuerung scheint uns in jeglicher Beziehung eine der einfachsten und gelungensten Ausprägungen ihrer Art zu sein. Wir zweifeln nicht daran, dass sie sich im praktischen Betrieb als feinfühliger und effizienter Geschwindigkeits-Regler erweisen wird.

Dem Artikel ist eine schöne Zeichnung beigefügt - der Patentschutz war gegeben (D.R.P. 2388 vom 6. Januar 1878).

Panzerplatten-Walzwerk für Krupp in Essen

Ganz offensichtlich hatte man auch bei Krupp Vertrauen in die Fähigkeiten Trappen’s und seiner Mitarbeiter. Ein 1890 speziell für Panzerplatten erbautes Walzwerk ist von der Märkischen konstruiert worden 6. Trappen war es aber wohl nicht gestattet, Einzelheiten zu veröffentlichen. Er beschränkt sich auf eine Reversirmaschine. Die beiden Zylinder hatten danach 1.300 mm ø bei einem Hub von 1.250 mm. Bei 5 atm war die Maschine für eine Maximaldrehzahl von 120 U/min ausgelegt. Durch zwei Stirnräder wurde dies im Verhältnis 1:2,5 reduziert, d.h. die Walzen drehten mit max. 48 U/min. Lt. Trappen kam dies aber nur bei dünnen Blechen in Betracht.

Fast 25 Jahre später finden sich dann doch noch weitere Angaben in der Literatur. 1914 veröffentlich der Ingenieur Schömburg aus Essen im Polytechnischen Journal einen Aufsatz mit dem Titel “Einrichtung und Betrieb von Panzerplatten-Walzwerken” 7.

Dort gibt er Eckdaten verschiedener Walzwerke an, darunter auch zwei von Krupp. Bei einem passen die Angaben zu denen Trappen’s und es wird deutlich, um welche Dimensionen es hier ging:

  • Brammengewichte bis 150 t
  • Leistung 4000 PS
  • Walzen mit 1200 mm ø, 4000 mm Länge und einem Hub von 1200 mm
  • 9 m lange, dampfbetriebene Rollgänge

Offensichtlich war die Anlage 25 Jahre in Betrieb !

Stand: 23.5.2017